Zwei Wochen intensive Diskussionen auf engstem Raum erreichen an diesem Wochenende ihren Höhepunkt. Jetzt geht es um die letzten Streitfragen, geschlafen wird kaum noch. Wie hält man das durch? Klimagipfel-Insider verraten ihre wahren Insider-Tipps.
- Ilka Wagner
- Stellv. Delegationsleiterin
- Deutschland
- Bubu Jallow
- Delegierter
- Gambia
10 Überlebensregeln für Klimadiplomaten
1. Tragen Sie keinen Gürtel.
Der Klimagipfel ist besser geschützt als jeder Flughafen. Ein Gürtel kostet Sie beim Sicherheits-Check am Eingang viel Zeit. Sie müssen ihn jedes (wirklich jedes) Mal ausziehen. Nehmen Sie besser Wäscheleine oder kaufen Sie eine enge Hose.
2. Tragen Sie bequeme Schuhe.
Sie vergessen Ihr Handy im Sitzungssaal. Sie vergessen Ihre Unterlagen am Arbeitsplatz. Sie essen am anderen Ende des Gipfelgeländes, weil dort die Warteschlange vor dem Buffet kürzer ist. Gründe, weswegen Sie ständig zu Fuß unterwegs sind, gibt es viele. Wählen Sie Ihr Schuhwerk weise.
3. Nehmen Sie sich Zeit für die Toilette.
Der strittige Punkt im Vertragsentwurf steht kurz vor der Lösung, Ihr Statement ist gefragt – und Sie sind nicht da, weil Sie einem dringenden Bedürfnis gefolgt sind. Kein Klimadiplomat sollte dieses Risiko eingehen. Planen Sie voraus.
4. Lassen Sie sich nicht von Menschen in Gespräche verwickeln, wenn Sie gerade keine Zeit haben.
Wer kennt es nicht: Die Sitzung hat eigentlich schon begonnen, Sie sind spät dran, weil Sie Regel 3 befolgt haben – und dann läuft Ihnen der nette Kollege vom Vorabend über den Weg. Die Strategie lautet: Senken Sie den Blick, sehen Sie nicht links und rechts, und sollten Sie doch einmal den Blick eines Bekannten kreuzen, tun Sie so als ob Sie ihn nicht gesehen hätten. Im besten Fall ist er oder sie beeindruckt davon, wie fleißig und beschäftigt Sie sind.
5. Arbeiten Sie hingebungsvoll.
Der Klimagipfel dauert mit An- und Abreise volle zwei Wochen. In dieser Zeit machen Sie nichts anderes, als mit vielen anderen darüber zu streiten, wie Sie gemeinsam die Welt retten können. Tun Sie es mit Engagement und Leidenschaft.
6. Finden Sie Orte zum Schlafen.
Wenn Sie eine Körperhaltung gefunden haben, in der Sie auf jedem Sofa schlafen können: Herzlichen Glückwunsch! Verinnerlichen Sie diese Position und nehmen Sie sie ein, wo immer es geht.
7. Machen Sie am Wochenende eine Pause.
Auch wenn es nicht so aussieht: Auch auf dem Klimagipfel – von den Teilnehmern liebevoll „COP“ genannt – gibt es ein Wochenende. Es beginnt normalerweise am Samstagabend und dauert bis Sonntagabend. Planen Sie diese Pause ebenfalls hingebungsvoll.
8. Legen Sie sich ein dickes Fell zu.
Hungrige, müde, erschöpfte Menschen sind oft schwierige Gesprächspartner. Sie müssen trotzdem mit ihnen sprechen, denn es geht um ein globales Klimaabkommen. Das ist wichtig. Seien Sie deshalb nachsichtig.
9. Trinken Sie keinen Alkohol.
No drunk texting. Das gilt für jede Form von Text, ganz besonders allerdings für Vertragstexte. Denken Sie außerdem daran, dass Alkohol müde macht. Verzichten Sie darauf.
10. Gehen Sie mal raus.
Brechen Sie Regel 9.
Tina Friedrich
Foto: Hanna Halfon
Video: Hanna Halfon und Babette Hnup
Mit Tipps von Pieter Pauw, Ilka Wagner, Bubu Jallow und Saleemul Huq
2 Kommentare zu
10 Überlebensregeln für Klimadiplomaten
Auch gute Regeln fürs Leben überhaupt und für wichtige Ereignisse im Besonderen!
Haha vorallem Tipp 10 finde ich großartig 🙂
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